10 Bossing-Beispiele im Berufsalltag und wie man damit umgehen kann

- 1. Öffentliche Demütigungen – Wenn der Chef vor dem Team entgleist
- 2. Ständiges Kleinmachen – Wenn Anerkennung systematisch verweigert wird
- 3. Kontrollzwang – Wenn der Chef jedes Detail überwachen will
- 4. Kommunikativer Entzug – Wenn wichtige Informationen vorenthalten werden
- 5. Überforderung durch unrealistische Erwartungen – Wenn der Chef mit Aufgaben erdrückt
- 6. Verweigerung von Weiterbildungen – Wenn der Chef Entwicklungschancen blockiert
- 7. Ignorieren und Übergehen – Wenn die Meinung systematisch nicht zählt
- 8. Ausschluss von wichtigen Informationen – Wenn der Chef bewusst im Dunkeln lässt
- 9. Übermäßige Kontrolle – Wenn der Chef jede Bewegung überwacht
- 10. Unfaire Aufgabenverteilung – Wenn die Last ständig auf denselben Schultern liegt
- Wie man sich gegen Bossing wehren kann
Man kommt morgens ins Büro, pünktlich wie immer. Der Vorgesetzte blickt nur kurz hoch, sagt kein Wort. In der Teambesprechung wird man demonstrativ übergangen, obwohl man maßgeblich am Projekt beteiligt war. Zwei Tage später erhält man plötzlich Aufgaben, die nichts mit dem eigentlichen Verantwortungsbereich zu tun haben – gleichzeitig werden entscheidende Informationen nicht weitergegeben. Die Stimmung ist eisig, die Gespräche ausweichend, die Kritik allgegenwärtig. Irgendwann fragt man sich: Liegt es an mir?Was sich hier andeutet, ist kein schlechter Tag im Büro, sondern kann der Beginn einer toxischen Dynamik sein – Bossing genannt. Darunter versteht man eine gezielte Form der Schikane am Arbeitsplatz, bei der nicht Kollegen auf derselben Hierarchiestufe, sondern Vorgesetzte die treibende Kraft sind. Es ist Mobbing von oben – strategisch, oft systematisch, und nicht selten mit dem Ziel, den unliebsamen Mitarbeiter aus dem Unternehmen zu drängen oder zumindest zum Schweigen zu bringen.
Bossing ist eine besonders perfide Form des Machtmissbrauchs. Denn während Konflikte unter Kollegen oft sichtbar ausgetragen werden, bleibt Bossing lange unter dem Radar. Wer es erlebt, spürt eine zunehmende Verunsicherung, Isolation, Leistungsabwertung – und beginnt an sich selbst zu zweifeln. Nicht selten stellt sich ein Gefühl der Ohnmacht ein: Wie wehrt man sich gegen jemanden, der über Beförderungen entscheidet, über Gehalt, über das berufliche Schicksal? Bossing tarnt sich gern hinter einem Schleier vermeintlicher Sachlichkeit. Kritische Rückmeldungen, Veränderung von Zuständigkeiten, engmaschige Kontrolle – alles scheint auf den ersten Blick legitim. Doch die Art, die Häufung, der Tonfall und die Intention machen den Unterschied. Und die kann man erkennen – wenn man weiß, worauf man achten muss.
1. Öffentliche Demütigungen – Wenn der Chef vor dem Team entgleist
Montagmorgen, Teammeeting. Die Stimmung ist gespannt, wie so oft. Eine Mitarbeiterin bringt einen Vorschlag zur Prozessoptimierung ein – fundiert, sachlich, konstruktiv. Die Reaktion der Führungskraft: ein spöttisches Lächeln, gefolgt von einem herablassenden Kommentar wie: „Da will jemand heute wohl glänzen.“ Einige im Raum lachen unsicher, andere blicken betreten zu Boden. Wenige Tage später, beim nächsten Meeting, wiederholt sich das Muster. Diesmal wird ein Fehler in einer Präsentation thematisiert – nicht in einem Vier-Augen-Gespräch, sondern vor dem gesamten Team: „Vielleicht sollte das nächste Mal jemand übernehmen, der mit Zahlen besser umgehen kann.“ Die Botschaft ist klar: Bloßstellung statt Rückmeldung, Spott statt sachlicher Kritik. In dieser Konstellation liegt eine klassische Form von Bossing vor: öffentliche Herabwürdigung durch die Führungskraft im Beisein des Teams. Es geht nicht um einen Ausrutscher im Ton oder um berechtigte Kritik, sondern um wiederholte, absichtliche Abwertungen. Besonders perfide ist dabei die Bühne, auf der sie stattfinden – das Team dient als unfreiwilliges Publikum. Diese Form der Machtdemonstration ist oft subtil. Häufig handelt es sich nicht um offene Beschimpfungen, sondern um Ironie, Sarkasmus oder vermeintlich humorvolle Bemerkungen, die auf Kosten eines Einzelnen gehen. Der Betroffene wird nicht nur entwertet, sondern gleichzeitig sozial isoliert und das auf eine Weise, die sich schwer „greifen“ lässt. Das sorgt für Verunsicherung und macht Gegenwehr kompliziert.
2. Ständiges Kleinmachen – Wenn Anerkennung systematisch verweigert wird
Sie hat das Projekt maßgeblich mitentwickelt, unzählige Überstunden investiert, das Team koordiniert und selbst in kritischen Phasen den Überblick behalten. Als das Ergebnis schließlich intern vorgestellt wird, lobt die Führungskraft das „Engagement der Abteilung“ – ohne einen Namen zu nennen. Auf konkrete Nachfragen lenkt sie schnell ab: „Das war eine Teamleistung. Ich möchte hier niemanden hervorheben.“ Einige Tage später präsentiert der Vorgesetzte das Projekt stolz in der Geschäftsleitung – und spricht dabei von seinem eigenen „strategischen Weitblick“. Die eigentliche Leistungsträgerin wird nicht einmal erwähnt. In Meetings werden ihre Beiträge regelmäßig unterbrochen oder übergangen, Verbesserungsvorschläge als „nett gemeint, aber nicht durchdacht“ abgetan. Kolleginnen und Kollegen beobachten das wiederkehrende Muster, sagen aber nichts. Die Botschaft ist eindeutig: Was sie tut, zählt nicht. Und falls doch, dann bitte ohne sichtbares Lob. In dieser Form des Bossings, geht nicht um offene Kritik oder harte Worte, sondern um ein systematisches Leugnen von Leistung. Ständiges Kleinmachen äußert sich subtil – durch fehlende Anerkennung, durch übergehende Kommunikation, durch eine bewusste Verschiebung von Sichtbarkeit. Die Abwertung liegt dabei weniger im Gesagten als im Nichtgesagten: Wer nie namentlich gelobt, nie zitiert, nie erwähnt wird, fühlt sich irgendwann schlicht übersehen. Langfristig entsteht so ein Klima, in dem der oder die Betroffene innerlich schrumpft – nicht weil die Leistung fehlt, sondern weil ihre Wirkung kleingeredet oder unsichtbar gemacht wird. Auch hier steht nicht die Sache im Zentrum, sondern die Machtdemonstration. Das Signal lautet: Du bist austauschbar, dein Beitrag ist nicht entscheidend – oder wird es nur, wenn ich ihn mir zu eigen mache.
3. Kontrollzwang – Wenn der Chef jedes Detail überwachen will
Ein Mitarbeiter arbeitet an einer wichtigen Präsentation für einen Großkunden. Eigentlich hat er den Auftrag bekommen, das Projekt eigenverantwortlich zu bearbeiten. Doch der Vorgesetzte meldet sich ständig per E-Mail, verlangt Updates, will jede einzelne Folie vorab sehen und ändert schließlich Details ohne Rücksprache. Bei jedem kleinen Fehler folgt eine kritische Bemerkung, begleitet von einem strengen Blick oder einem abwertenden Tonfall. Die Entscheidungsfreiheit schwindet, die Kontrolle wird immer enger, bis der Mitarbeiter kaum noch selbstständig arbeiten kann. Das Signal ist klar: Kein Vertrauen in die eigene Kompetenz, jede Handlung wird überwacht und bewertet. Andere im Team beobachten das Geschehen, sprechen es aber nicht an, aus Angst, selbst ins Visier zu geraten. Dieses Verhalten ist ein klassisches Beispiel für Bossing durch übermäßigen Kontrollzwang. Dabei geht es nicht um konstruktive Führung oder Unterstützung, sondern um Misstrauen, das systematisch demonstriert wird. Der Chef nutzt Kontrolle als Machtinstrument, um die Mitarbeiterin oder den Mitarbeiter klein zu halten und abhängig zu machen. Die ständige Überwachung führt zu Stress, Unsicherheit und dem Gefühl, ständig unter Beobachtung zu stehen. Die Kreativität und Eigeninitiative werden dadurch stark eingeschränkt. Statt Vertrauen zu schenken, erzeugt der Vorgesetzte ein Klima der Angst und des Misstrauens – was langfristig nicht nur die Arbeitsqualität beeinträchtigt, sondern auch das Betriebsklima vergiftet.
4. Kommunikativer Entzug – Wenn wichtige Informationen vorenthalten werden
Die Abteilungsleitung entscheidet kurzfristig über eine wichtige Änderung im Ablauf eines Projekts. Doch eine Mitarbeiterin erhält keine Einladung zur entsprechenden Besprechung und auch keine schriftliche Information. Als sie bei Kolleginnen und Kollegen nachfragt, wird sie mit vagen Ausreden abgespeist – man habe „vergessen“, sie zu informieren. In der Folge verpasst sie Fristen, kann nicht rechtzeitig reagieren und gerät ins Abseits. Die Führungskraft wirkt unbeeindruckt und erklärt lapidar, die Information sei nur an ausgewählte Personen gegangen. Im Team entsteht schnell das Gefühl, dass die Mitarbeiterin bewusst ausgeschlossen wird. Ein Muster setzt sich fort: Entscheidungen, die sie betreffen, werden ihr vorenthalten, Gespräche finden hinter ihrem Rücken statt, Rückmeldungen erfolgen verspätet oder gar nicht. Das Gefühl, bewusst im Dunkeln gelassen zu werden, wächst – begleitet von Unsicherheit, Frust und Ohnmacht. Dieser kommunikative Entzug ist eine subtile, aber äußerst wirksame Form des Bossings. Informationen sind Macht – und wer sie kontrolliert, bestimmt die Handlungsfähigkeit der anderen. Wenn Vorgesetzte gezielt wichtige Details zurückhalten oder Mitarbeiter gezielt nicht einbeziehen, schaffen sie ein Klima der Ausgrenzung. Die betroffene Person wird handlungsunfähig gemacht und erhält das Signal: Du bist nicht wichtig genug, um informiert zu werden. Das schürt nicht nur Misstrauen, sondern untergräbt auch das Selbstbewusstsein und die berufliche Kompetenz. Ohne Zugang zu relevanten Informationen ist es fast unmöglich, effektiv zu arbeiten oder sich gegenüber dem Team und der Führung zu behaupten.
5. Überforderung durch unrealistische Erwartungen – Wenn der Chef mit Aufgaben erdrückt
Eine Mitarbeiterin erhält kurzfristig ein umfangreiches Projekt übertragen – mit einer Deadline, die kaum zu schaffen ist. Gleichzeitig kommen ständig neue Aufgaben hinzu, während Unterstützung oder Ressourcen ausbleiben. Der Vorgesetzte meldet sich regelmäßig und hinterfragt kritisch den Fortschritt, ohne jedoch Hilfe anzubieten. Auf Nachfragen reagiert er mit Kommentaren wie „Das schaffen Sie schon“ oder „Andere machen das auch“. Immer wieder wird der Druck erhöht, als ginge es darum, die Belastbarkeit der Mitarbeiterin auf die Probe zu stellen. Das Ergebnis: ständiger Stress, wenig Zeit für Qualität und kaum Raum für Erholung. Im Team hört man hinter vorgehaltener Hand von ähnlichen Fällen – doch offen darüber sprechen will niemand. Dieses Bossing-Beispiel zeigt sich in der Form von Überforderung durch bewusst unrealistische Erwartungen. Die Führungskraft setzt den oder die Betroffene unter enormen Druck, der weit über das übliche Maß hinausgeht. Statt Aufgaben angemessen zu verteilen und zu unterstützen, wird das Arbeitspensum so gestaltet, dass es kaum zu bewältigen ist – mit dem Ziel, den Mitarbeiter zu überfordern und zu kontrollieren. Dabei wird das berufliche Engagement ausgenutzt und in Frustration umgewandelt. Wer ständig überfordert ist, kann weder optimale Leistungen erbringen noch sich weiterentwickeln. Gleichzeitig steigt das Risiko für gesundheitliche Probleme und innere Kündigung.
6. Verweigerung von Weiterbildungen – Wenn der Chef Entwicklungschancen blockiert
Eine Mitarbeiterin bittet um die Teilnahme an einer wichtigen Fortbildung, die für ihre aktuelle Tätigkeit und ihre berufliche Weiterentwicklung entscheidend wäre. Doch die Führungskraft lehnt den Antrag immer wieder ab – mit Begründungen wie „Das ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt“ oder „Wir haben gerade kein Budget dafür“. Gleichzeitig werden Kollegen, die als „bevorzugt“ gelten, ohne Probleme zu Seminaren und Schulungen geschickt. Das Signal ist deutlich: Die betroffene Person wird nicht gefördert, soll auf der Stelle treten oder sogar ausgebremst werden. Diese Blockade wiederholt sich über Monate, während sich das Gefühl verstärkt, dass die Entwicklung gezielt sabotiert wird. Gespräche mit der Führungskraft bleiben ergebnislos, Rückmeldung und Perspektiven fehlen. Dieses Bossing-Beispiel zeigt, wie gezielte Verweigerung von Weiterbildungen die berufliche Zukunft systematisch behindert. Weiterbildung ist ein zentraler Faktor für Motivation, Qualifikation und Karrierechancen. Wenn ein Vorgesetzter den Zugang zu solchen Angeboten kontrolliert und einschränkt, nutzt er seine Machtposition, um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kleinzuhalten oder zu disziplinieren. Die Entwicklungsmöglichkeiten werden künstlich begrenzt, was die berufliche Perspektive einschränkt und die Position im Unternehmen schwächt.
7. Ignorieren und Übergehen – Wenn die Meinung systematisch nicht zählt
In einer Teamrunde wird eine Mitarbeiterin gebeten, ihre Einschätzung zu einem neuen Projekt abzugeben. Trotz sorgfältiger Vorbereitung und sachlicher Argumente wird ihre Meinung entweder einfach übergangen oder nur kurz und knapp kommentiert, ohne auf ihre Punkte einzugehen. In anderen Fällen wird sie nicht einmal zur Wortmeldung eingeladen. Bei anschließenden Entscheidungen scheint es so, als hätten ihre Beiträge keinen Einfluss. Dieses Muster wiederholt sich immer wieder: In Besprechungen wird sie konsequent ignoriert, ihre Vorschläge finden kaum Beachtung, und ihre fachliche Kompetenz wird subtil untergraben. Kollegen bemerken die Ausgrenzung, aber niemand spricht das Thema offen an. Der Eindruck entsteht, dass ihre Expertise nicht gewollt ist – zumindest nicht von der Führungskraft. Das systematische Ignorieren ist eine unterschwellige, aber wirksame Form des Bossings. Es signalisiert, dass die betroffene Person weder gehört noch wertgeschätzt wird. Indem die Führungskraft ihre Beiträge systematisch ausschließt, wird die soziale und fachliche Stellung der Mitarbeiterin im Team geschwächt. Das Gefühl, nicht ernst genommen zu werden, wirkt demotivierend und verunsichert nachhaltig. Zudem verstärkt sich das Gefühl der Isolation, da ohne Resonanz die eigenen Anstrengungen als bedeutungslos wahrgenommen werden. Dieses Vorgehen führt nicht nur zu Frustration, sondern kann langfristig auch die Karrierechancen erheblich beeinträchtigen.
8. Ausschluss von wichtigen Informationen – Wenn der Chef bewusst im Dunkeln lässt
Eine Mitarbeiterin erhält für ein anstehendes Projekt nur unvollständige oder verspätete Informationen. Wichtige Änderungen oder relevante Hintergrunddetails werden ihr vorenthalten, während andere Teammitglieder zeitnah informiert werden. Das führt dazu, dass sie Entscheidungen treffen muss, ohne alle Fakten zu kennen – mit dem Risiko, Fehler zu machen oder schlecht vorbereitet zu wirken. Auf Nachfragen reagiert der Vorgesetzte entweder ausweichend oder verweist auf „Prioritäten“ und „Zeitmangel“. Dieses Vorgehen wiederholt sich systematisch, sodass die Betroffene zunehmend das Gefühl hat, bewusst ausgegrenzt und behindert zu werden. Die fehlende Informationsbasis macht es ihr schwer, ihre Arbeit effizient und erfolgreich zu erledigen. Gleichzeitig steigt der Druck, weil Versäumnisse oder Fehler ihr zugeschrieben werden, obwohl die Ursache oft in der mangelhaften Kommunikation liegt. Diese Form des Bossings, der gezielte Informationsentzug, ist ein unterschätztes, aber hoch wirksames Mittel der Machtkontrolle. Indem wichtige Details zurückgehalten werden, wird der Handlungsspielraum des Mitarbeiters eingeschränkt. Dies führt nicht nur zu beruflichen Nachteilen, sondern auch zu Unsicherheit und einem Gefühl der Ohnmacht. Wer nicht vollständig informiert ist, kann keine fundierten Entscheidungen treffen und wird leichter angreifbar – sei es intern oder gegenüber Kunden. Die ständige Unsicherheit belastet die Betroffenen psychisch und kann das Vertrauen in die Führung dauerhaft erschüttern.
9. Übermäßige Kontrolle – Wenn der Chef jede Bewegung überwacht
Eine Mitarbeiterin stellt fest, dass ihr Vorgesetzter jede ihrer Arbeitsstunden minutiös protokolliert und jede kleine Entscheidung oder Verzögerung kritisch hinterfragt. Sie muss regelmäßig detaillierte Berichte vorlegen und wird bei Fehlern oder vermeintlichen Abweichungen sofort zur Rede gestellt – oft in einem Ton, der mehr einschüchtert als unterstützt. Selbst Routineaufgaben werden nicht delegiert oder selbstständig ausgeführt, sondern unter ständiger Beobachtung erledigt. Die Führungskraft signalisiert so klar: Kein Fehler wird toleriert, keine Initiative erwünscht. Dieses Verhalten geht über normale Kontrolle hinaus und wird zu einem dauerhaften Druckmittel, das darauf abzielt, den Mitarbeiter klein und unsicher zu halten. Die betroffene Person fühlt sich wie unter einem Mikroskop, was jede Handlung belastet und den Spielraum für eigenverantwortliches Arbeiten stark einschränkt. Diese Form des Bossings, die übermäßige Kontrolle, ist eine subtile, aber tiefgreifende Machtausübung. Sie vermittelt dem Mitarbeiter das Gefühl, nicht vertraut und ständig bewertet zu werden. Dadurch sinkt die Motivation, eigene Ideen einzubringen oder Verantwortung zu übernehmen. Die permanente Überwachung führt zu Stress, Erschöpfung und dem Verlust von Selbstvertrauen. Mitarbeiter entwickeln häufig das Gefühl, „niemals gut genug“ zu sein, was auf Dauer zu innerer Kündigung oder gesundheitlichen Problemen führen kann. Darüber hinaus wird die Arbeitsqualität oft beeinträchtigt, weil sich Betroffene auf die Überwachung konzentrieren müssen, statt ihre Arbeit kreativ und effizient zu gestalten.
10. Unfaire Aufgabenverteilung – Wenn die Last ständig auf denselben Schultern liegt
Ein Mitarbeiter stellt fest, dass er immer wieder die unangenehmsten oder zeitaufwendigsten Aufgaben zugeteilt bekommt, während andere im Team vergleichsweise leichte oder prestigeträchtige Projekte übernehmen. Anträge zur gerechteren Verteilung werden ignoriert oder mit vagen Begründungen abgelehnt. Selbst wenn der Mitarbeiter Überstunden macht, um die Mehrbelastung zu stemmen, ändert sich nichts an der Situation. Die Führungskraft zeigt wenig Interesse daran, die Arbeitslast ausgewogen zu verteilen, sondern nutzt die Überforderung gezielt als Druckmittel. Die Folge ist eine dauerhafte Überlastung, verbunden mit dem Gefühl, im Team nicht wertgeschätzt zu werden. Diese einseitige Belastung geht weit über normale Arbeitsverteilung hinaus und kann als gezieltes Bossing verstanden werden. Diese Art der systematischen Benachteiligung untergräbt nicht nur die Motivation, sondern hat auch erhebliche Auswirkungen auf Gesundheit und Karriere. Dauerhafte Überlastung führt zu Stress, Erschöpfung und im schlimmsten Fall zu Burnout. Die ständige Mehrarbeit bleibt oft unsichtbar, denn offizielle Anerkennung oder Entlastung bleiben aus. Zudem werden wichtige Entwicklungschancen durch die ständige Konzentration auf Routinetätigkeiten blockiert. Das Gefühl, als „Sündenbock“ oder „Feuerwehr“ im Team zu fungieren, verstärkt die soziale Isolation und mindert das Selbstwertgefühl nachhaltig.
Wie man sich gegen Bossing wehren kann
Zunächst sollte man alle Vorfälle so genau wie möglich dokumentieren. Das bedeutet: Datum, Uhrzeit, Ort, beteiligte Personen sowie den genauen Wortlaut oder die konkrete Handlung festhalten. Auch E-Mails, Chatverläufe oder andere schriftliche Belege sollten gesichert und idealerweise an einem sicheren Ort aufbewahrt werden, zum Beispiel auf einem privaten USB-Stick oder in einer Cloud, die nicht über den Arbeitsrechner zugänglich ist. Diese Dokumentation ist wichtig, weil sie aus subjektiven Erlebnissen objektive Nachweise machen kann, die später entscheidend sein können.
Darüber hinaus ist es hilfreich, sich Verbündete zu suchen. Kollegen können als Zeugen auftreten oder bestätigen, dass es sich nicht um einen Einzelfall handelt. Auch der Betriebsrat oder die Gewerkschaft sind wichtige Ansprechpartner, die in solchen Fällen beraten und unterstützen können. Wichtig ist, diese vertraulich einzubeziehen und die Dokumentation nur mit Personen zu teilen, denen man wirklich vertraut. Eine unkontrollierte Verbreitung in der Abteilung kann die Situation oft verschärfen.
Wenn möglich, kann auch ein klärendes Gespräch mit dem Vorgesetzten gesucht werden. Dabei ist es wichtig, sich gut vorzubereiten und konkrete Beispiele zu nennen, die das Verhalten beschreiben. Es hilft, die Auswirkungen auf die eigene Arbeit und das persönliche Wohlbefinden zu schildern und klare Erwartungen zu formulieren, etwa dass Kritik zukünftig konstruktiv und nicht vor anderen ausgesprochen wird. Dabei sollte man ruhig bleiben und Ich-Botschaften verwenden („Ich erlebe..., dadurch fällt es mir schwer...“). Wenn möglich, sollte eine neutrale Person oder ein Vertreter des Betriebsrats an dem Gespräch teilnehmen, um eine Zeugenfunktion zu gewährleisten und die Situation zu entschärfen.
Wenn sich auf diesem Weg keine Besserung einstellt, sollte man eine formelle Beschwerde bei der Personalabteilung oder dem Betriebsrat einreichen. Diese Beschwerde sollte schriftlich erfolgen und die Vorfälle übersichtlich darstellen, inklusive aller Belege. Außerdem sollte angegeben werden, welches Ergebnis man sich erhofft, zum Beispiel ein Vermittlungsgespräch oder eine Versetzung. Eine schriftliche Beschwerde sorgt dafür, dass die Organisation verpflichtet ist, den Fall zu prüfen. Auch hier ist es wichtig, alle Antworten und Reaktionen genau zu dokumentieren.
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